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Ordnung + Ohnmacht
Arbeiten von Sabine Wild
Kurator: Dr. Stefanos Pavlakis


Vernissage: Freitag, 01.03.2024, 18:00 – 21.00

Lesung: Samstag, 16.03.2024, 16:00
Christian Welzbacher liest aus seinem Buch “Bobby. Requiem für einen Gorilla”

Finissage: Samstag, 13.04.2024, 14:00 – 18.00

Ausstellung vom 02.03.2024 – 13.04.2024

 

Abbildung: © Sabine Wild

 

Neben der Menschenwelt gibt es eine zweite Welt, die der Mensch geschaffen hat, eine Welt für die Tiere. Mit ihren einzigartigen künstlerischen Verfremdungen ist die Berliner Fotografin Sabine Wild beider dieser Welten auf der Spur, hat sie doch festgestellt, dass die Welten nicht streng voneinander abgegrenzt sind, sondern vielfach überlappen, regelrechte Transitzonen ausbilden, bisweilen gar in eins fallen: Menschenwelt und menschgemachte Tierwelt, Menschen und Tiere, tierisches Menschsein, menschlichesTiersein, das alles schlummert hinter Gittern, Rastern, Pixeln, Schlaufen, Gedanken, Gefühlen, suchenden Körpern und Seelen, eingezwängt in die Käfige dieser oder jener Welt, bereit für den Ausbruch, den großen Sprung, die Revolution der Evolution.

Innerhalb einer Dekade schuf Sabine Wild eine ganze Reihe von Bilderserien zum Verhältnis Tier-Mensch, die mehrfach ausgestellt und immer wieder diskutiert wurden. Die kühle Distanz zu den artifiziellen Zooarchitekturen übersetzte sie in einen strengen, grafischen Blick. Mit soziologischer Annäherung untersuchte sie dann gigantische Habitate: zu Käfigen umgewandelte Wohnungen, in denen Mieter eine Symbiose mit ihren „Lieben“ pflegen. Bei all dem machen die Arbeiten immer deutlicher, welche Rolle die verschiedenen Formen der Technik innerhalb unseres Verhältnisses zu den Tieren spielen – als Machtverhältnis: Technik als Mittel zum Zweck der Beherrschung alles Animalischen tritt uns als Ordnung entgegen. Ordnung aber heißt Unterwerfung. Unterwerfung heißt Ohnmacht. Ordnung und Ohnmacht? Der Kampf ist noch nicht entschieden.

Christian Welzbacher

Christian Welzbacher ist Publizist und Ausstellungsmacher in Berlin. Zu seinen Büchern zählen „Der radikale Narr des Kapitals“ über Jeremy Benthams Panoptikum und die Collagebiographie über Berlins berühmtestes Zootier (neben Knut): Bobby. Requiem für einen Gorilla (2019).